Die Start-up-Managerin
Maxine Silvestrov organisiert bei Quantune Technologies die Geschäfte
Biomarker messen, ohne eine Nadel in die Vene treiben zu müssen. Ohne fürs Labor auch nur einen Milliliter abzuzapfen. Einfach, sauber, schmerzfrei und vor allem jederzeit: Eine Vision, an deren Verwirklichung Maxine Silvestrov ihren Anteil hat. Seit Dezember 2021 ist sie beim Start-up Quantune Technologies zuständig für Finanzen und Personal. Also für – nach ihren Worten – „alles, was nicht im Labor stattfindet“.
Quantune, gegründet 2019, verfügt mit derzeit 15 Beschäftigten über Büro- und Laborräume im Gründungszentrum IGZ. Die Firma arbeitet an der Entwicklung des weltweit ersten Laser-Spektrometers von der Größe eines Mikrochips. Am Handgelenk getragen, ist das Gerät in der Lage, Gewebe auf seine Zusammensetzung hin abzutasten.
Jedes Molekül, so Silvestrov, habe so etwas wie einen „Fingerabdruck“, der zeigt, wie seine Atome zueinander schwingen. Das Spektrometer kann durch Lichtzufuhr diese Schwingung anregen und so unterschiedliche Substanzen im Blut bestimmen. Nicht nur hin und wieder beim Check in der medizinischen Praxis, sondern im Prinzip ständig. Veränderungen etwa des Blutzuckers oder des Lactats sind so im Idealfall sofort zu erkennen.
Das Verhalten von Molekülen ist Silvestrov seit Hochschulzeiten vertraut. Die heute 38-jährige Berlinerin hat zunächst in Braunschweig Biotechnologie, anschließend an der Humboldt-Universität zu Berlin Molekulare Lebenswissenschaften studiert, dem akademischen Betrieb aber dann den Rücken gekehrt: „Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie wissenschaftliche Innovationen für Menschen nutzbar gemacht werden können.“
Auf ihren heutigen Arbeitgeber ist Silvestrov durch einen Beitrag im „Adlershof Journal“ aufmerksam geworden. Sie war zuvor in Buch bei einem Biotech-Unternehmen beschäftigt, das Pharmafirmen bei der Entwicklung von Wirkstoffen gegen Krebszellen unterstützt. Adlershof liegt etwas näher an ihrem Wohnort Friedrichshain. Sie schätzt den grünen Campus. Zudem: „Aus beruflicher Sicht ist es toll, dass hier so viele Tech-Unternehmen ansässig sind, mit denen wir kooperieren.“
Als besonderen Vorzug empfindet sie die flexible Gestaltung der Arbeitszeit, die Quantune Techologies ermöglicht. Sie hätte es sonst schwer, den Alltag mit ihrer sechsjährigen Tochter zu bewältigen: „Noemi braucht viel Unterstützung. Sie hat drei feste Termine pro Woche für Logopädie, Ergo- und Physiotherapie. Wir müssen sie oft zum Arzt begleiten, weil sie häufig stürzt. Wir müssen auch täglich mit ihr üben.“
Noemi ist eine von weltweit hundert Betroffenen, die an einem extrem seltenen Gendefekt leiden: „Es wird schlimmer. Noch kann sie laufen. Mit zehn Jahren wird sie wohl im Rollstuhl sitzen.“ HSP50, die „Hereditäre Spastische Paraplegie“, schädigt und schwächt die Muskulatur zunächst der Beine, im weiteren Verlauf auch der Arme. Noemis Eltern haben eine Webseite ins Netz gestellt, die von ihrer Geschichte handelt (noemi.berlin). Sie haben zudem Ende vorigen Jahres einen „Förderverein zur Erforschung und Behandlung von HSP50“ gegründet, um Spenden einzuwerben. In den USA wird eine Gentherapie, die in der Lage wäre, den Fortgang der Krankheit zu stoppen, derzeit klinisch getestet. Allerdings ist die Finanzierung nicht gesichert.
Das alles kostet Zeit und Kraft. Maxine Silvestrov ist froh über ein berufliches Umfeld, in dem sie Verständnis findet. Sie hat eine 30-Stunden-Woche, arbeitet regelmäßig im Homeoffice. „Wenn einmal spontan Termine anfallen, ist die Firma sehr flexibel. Das ist ein großer Pluspunkt“, sagt sie.
Dr. Winfried Dolderer für Adlershof Journal