Einblicke in DeepTech-Trends bei "AGH meets Adlershof"
20 Abgeordnete informierten sich bei IHK Event im Technologiepark
Am 13. Oktober 2025 gab es im Rahmen des IHK Formats “AGH meets…” eine Besuchertour des Berliner Abgeordnetenhauses durch den Zukunftsort Technologiepark Adlershof. Begrüßt wurden die 20 Abgeordneten im NewWork ST3AM Adlershof durch den Geschäftsführer der WISTA Management GmbH, Roland Sillmann und Steffen Terbel vom Büro Zukunftsorte. Die Abgeordneten besuchten etablierte Unternehmen und Start-Ups, sowie das Innovations- und Gründerzentrum IGZ und das Zentrum für Photovoltaik und Erneuerbare Energien im Technologiepark.
Im Fokus des Besuchs stand das Thema “DeepTech”- eine grundlegend neue, aus der Forschung hervorgegangene Technologie, die disruptive Innovationen ermöglicht. Das technologische Risiko ist hoch, ebenso der Investitionsbedarf. Die Entwicklungszeit zum marktreifen Produkt ist oft lang. Doch besteht die Chance auf einen substanziellen technologischen Fortschritt, der Märkte verändern oder sogar neu schaffen kann. Derartige Technologien haben in der Vergangenheit Mega-Innovationswellen ausgelöst, wie etwa die Nutzbarmachung der Elektrizität oder die Erfindung des Transistors. Aktuell zählen zu DeepTech u.a. KI/maschinelles Lernen, Aerospace, Robotik, Quantencomputing, fortschrittliche Materialien und Nanotechnologie, Biotechnologie, nachhaltige Energietechnologien und Grüne Chemie.
DeepTech-Gründungen sind mit hohen technischen Risiken, oft langen Entwicklungszeiten und hohem Kapitaleinsatz konfrontiert. Darüber hinaus muss die DeepTech-IP aus wissenschaftlichen Einrichtungen übertragen werden, es bedarf hochqualifizierter Forscher und Fachkräfte und einer exzellenten wissenschaftlich-technischen Infrastruktur. Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg von DeepTech-Projekten ist zudem eine veränderungs-und lernfähige Regulierung, die neuen Technologien Entfaltungsraum zu geben vermag.
Warum sind DeepTech-Gründungen für Berlin wichtig?
In den vergangenen 50 Jahren gelang es in Deutschland nur in Einzelfällen auf neuen Technologien basierende Großunternehmen aufzubauen. Doch nicht allein Deutschland, ganz Europa steht unter Druck, technologisch unabhängiger zu werden und wirtschaftlich durch die erfolgreiche Nutzung von Spitzentechnologien zu wachsen.
Die aktuell und in den kommenden Jahren vom Markt gehenden alten Industrieunternehmen müssen ersetzt werden. DeepTech-Startups, die jetzt gegründet werden, haben das Potenzial diese Aufgabe zu erfüllen – wenn sie in den kommenden zehn Jahren zu einem neuen Mittelstand heranwachsen können. Dafür müssen EU, Bund und Länder schnell günstige Bedingungen schaffen, wo dies noch nicht geschehen ist. Berlin hat gute Voraussetzungen, zu einem internationalen DeepTech-Hub heranzuwachsen. Das Land und die Metropolregionen beherbergen eine große und exzellente Wissenschaftslandschaft sowie ein organisch seit mehr als zwei Jahrzehnten gewachsenes Ökosystem für Startups. Mit den Zukunftsorten finden sich in Berlin zudem exzellente Standorte, um in DeepTech zu gründen und zu wachsen. Bei anderen Standortfaktoren gibt es aber Nachholbedarf: Es bedarf weiterer Experimentierfelder und Reallabore für DeepTech-Anwendungen, Hochschulen, die Gründung- und Transfer als weitere Kernaufgabe zu schultern vermögen, eines standardisierten IP-Transfers. Und nicht zuletzt muss Berlin – Stadtgesellschaft, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft – ein erfolgreicher DeepTech-Standort sein wollen.
Im Technologiepark Adlershof haben sich eine Vielzahl von Unternehmen aus dem Bereich DeepTech angesiedelt. Von den Abgeordenten besucht wurden unter anderem die Firmen Clean Ocean Coatings, Nosh.bio, SENTEC Instruments, SAFIA, der Maker Space mit Xolo und Endless Industries im ST3AM.
Im Rahmen eines Gesprächsformats diskutierten die Gäste anschließend unter Moderation durch Roland Sillmann (WISTA Management GmbH), Christian Nestler (IHK Berlin) und Steffen Terberl (Zukunftsorte Berlin) im ST3AM Adlershof u.a. mit C1 Green Chemicals AG, SAFIA Technologies, Xolo und Endless Industries.
Über die Firmen:
- Clean Ocean Coatings GmbH entwickelt eine völlig biozid- und lösemittelfreie Hochleistungs-Rumpfbeschichtung("Ecoating"), die Schiffsbewuchs verhindert und den Kraftstoffverbrauch um etwa 6–7 % reduziert. Ihre Polymer-Keramik-Matrix minimiert Mikroplastik und verlängert die Haltbarkeit im Vergleich zu klassischen Beschichtungen deutlich.
- Nosh.bio GmbH ist ein Food-Tech-Startup aus Berlin, das fermentative Protein-Zutaten ausnnicht-GVO-Pilzen herstellt. Ihre proprietäre Koji-Protein-Technologie bietet skalierbare, nachhaltige undnnährstoffreiche Zutaten mit Clean-Label-Anspruch für Fleisch-, Molkerei- und Backwaren-Produkte. Nosh arbeitet alsB2B-Partner mit Lebensmittelherstellern zusammen, um funktionale und bezahlbare Alternativen zu fördern.
- SENTECH Instruments GmbH ist Weltmarktführer für Anlagen zur Plasma-Prozess-Technologie und Thin-Film-Metrologie.Sie bieten robuste, präzise Ätz- und Beschichtungssysteme sowie Filmcharakterisierungstools, insbesondere für die Halbleiter-, MEMS- und Sensor-Industrie.
- Xolo GmbH entwickelt die volumetrische 3D-Drucktechnologie „Xolographie“, die Objekte direkt im Volumen mit extrem hoher Auflösung und glatten Oberflächen fertigt. Der erste Drucker „xube“druckt in Sekunden und verarbeitet Materialien, die bislang für den 3D-Druck ungeeignet waren – mit Fokus auf Optik, Bioprinting, Dental- und Akustikindustrie.
- Endless Industries bietet eine Endlosfaser-3D-Drucktechnologie inklusive Druckköpfen, Materialien und Software, mit der besonders starke und leichte Teile gefertigt werden können. Kunden sind Unternehmen aus Luft- und Raumfahrt, Automobil- sowie Maschinenbau.
- SAFIA Technologies nutzt eine partikelbasierte Suspension Array Fluorescence Immunoassay-Technologie zur gleichzeitigen, schnellen Detektion mehrerer Kontaminanten (z. B. Mykotoxine) in Lebensmitteln und Umweltproben. Die Tests sind deutlich schneller, kostengünstiger und benutzerfreundlicher als klassische Verfahren – mit bis zu1000 Messungen unter 3 Stunden. SAFIA zielt auf Erweiterung zu Allergenen und Umweltanalysen ab.
- C1 Green Chemicals AG entwickelt eine hoch effiziente, quantenchemisch optimierte Katalyse zur dezentralisierten Produktion von grünem Methanol. In ihrer Pilotanlage „Leuna100“ produzieren sie fossiles-freies Methanol bei niedrigen Druck- und Temperaturbedingungen, um CO₂-intensive Prozesse zu ersetzen. Die Technologie ist skalierbar, containergeeignet und wettbewerbsfähig dank geringem Energiebedarf und hoher Reinheit des Produkts.
Kontakt
Steffen Terberl
Geschäftsstelle Zukunftsorte