Page 12 - Adlershof Journal Sep/Okt 2014
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FORSCHUNG

Die Anwendung gleich mitdenken

Das FBH als Start-up-Schmiede

Prof. Dr. Günther Tränkle, Direktor des Leibniz-Instituts, Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) zu den Gründungsaktivitäten seines Instituts

Am FBH wurden in den letzten fünfzehn Jahren schon viele erfolgreiche Ausgründungen auf den Weg gebracht, angefangen mit TESAG und Jenoptik Diode Lab bis zu BFB und BEAPLAS. Gibt es bei Ihnen einen besonderen Gründergeist?

Prof. Dr. Günther Tränkle: Ich würde das nicht unbedingt Gründergeist nennen. Wir haben mit der Halbleitertechnologie natürlich ein Fachgebiet, bei dem wir im täglichen Geschäft die Anwendung gleich mitdenken. Nicht zuletzt, weil wir viel mit der Industrie kooperieren. Wenn wir das Gefühl haben, eine Entwicklung könnte einen gewissen Markt finden, dann suchen wir zunächst nach Unternehmen, die das verwerten und produzieren können. Denn die sind ja bereits Experten dafür, den Marktzugang zu organisieren. Erst wenn das nicht klappt – etwa weil es sich doch eher um Nischenanwendungen handelt –, denken wir selber ans Gründen und fördern das dann natürlich auch. Denn – ehrlich gesagt – macht das Gründen in unserem Bereich nicht nur riesigen Spaß. Es ist schwierig und dauert lange.

Was sind denn die besonderen Herausforderungen dabei?

In dem Hochtechnologiebereich, in dem wir arbeiten, brauchen wir zwei Dinge: zum einen die entsprechenden Fachleute und zum zweiten die technologische Ausrüstung. Hier in Adlershof haben wir mittlerweile einen ordentlichen Pool an hochqualifizierten Fachkräften. Der Knackpunkt ist eher die Ausrüstung. Sie ist im Bereich der Halbleiterei – gerade mit Reinräumen – doch sehr teuer, ganz anders als etwa im IT-Bereich. Da kommen schnell einige Millionen Euro zusammen, die man erstmal wieder erwirtschaften muss.

Wie kann das FBH dabei unterstützend wirken?

Wir als Institut können in erster Linie unsere technologische Infrastruktur zur Verfügung stellen, die die Gründer – in der Startphase, aber manchmal auch darüber hinaus – mitbenutzen können. Sie ist zwar zu Forschungszwecken zusammengestellt, aber durchaus für die Kleinserienfertigung geeignet. Wenn man einen Reinraum erst mal mieten kann, statt gleich einen zu bauen, werden die Einstiegskosten geringer. Zudem kann man testen, ob die Geschäfte so gut laufen, dass die Investition refinanzierbar ist. Darüber hinaus sind wir natürlich gut vernetzt, das hilft bei der Suche nach weiteren Mitarbeitern und dem Aufbau von Geschäftsbeziehungen.

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