GRÜNDER
Von Flammpunktprüfern und Balken-Biege-Rheometern
Adlershofer Start-up entwickelt Prüfgeräte für Mineralöle, Schmierstoffe, Bindemittel
Auch Unternehmensgründer können traditionsbewusst sein. Florian Wierzbicki von der PM-Instruments FloWtec GmbH war sofort klar, dass Berlin der richtige Unternehmensstandort sei. „Hier wurde schon zu Kaiser Wilhelms Zeiten viel im Bereich Analytik investiert“, sagt der Betriebswirt.
Einer der Pioniere war Berthold Pensky, Ingenieur am damaligen Kaiser-Wilhelm-Institut in Dahlem, der zusammen mit dem Materialforscher Adolf Martens ein Verfahren zur Flammpunktprüfung entwickelte. Die Pensky-Martens-Methode dient heute noch dazu, die Entzündungstemperatur brennbarer Substanzen, wie Mineralöl oder Benzin, zu bestimmen. Pensky gründete 1873 eine Firma, die mit wechselnden Besitzern bis heute in Dahlewitz, etwa 20 Kilometer südlich von Berlin, existiert.
Florian Wierzbicki arbeitete dort, zuletzt als Geschäftsführer, auch nachdem der Familienbetrieb 2012 verkauft worden war. Bis dann im Frühjahr 2014 die Zeit reif war für die Selbstständigkeit. „Ich will meine Erfahrungen in dem Nischenmarkt nutzen“, erklärt der 37-Jährige.
Es geht um Prüfgeräte, mit denen die Qualität von Mineralöl, Pasten, Harzen, Schmierstoffen oder Bindemitteln bestimmt wird. Neben den traditionsreichen Flammpunktprüfern zählen dazu beispielsweise Ring- und Kugelprüfgeräte oder Balken-Biege-Rheometer. Mit Letzteren lässt sich etwa die Qualität von Bitumen kontrollieren. Das Erdölabfallprodukt dient unter anderem als Bindemittel im Asphalt.
Es werden Prüfgeräte unterschiedlicher Güteklassen angeboten. „Für die rasche Qualitätskontrolle auf dem Bau reicht eine einfache, preisgünstige Ausführung“, sagt der Analytikexperte. Im Forschungslabor dagegen würden komplexe Geräte mit Computeranschluss benötigt, die Messdaten ex- und importieren können.
Eigene Forschung geplant
Wierzbicki möchte seine Kontakte nutzen und mit Herstellern wie Tanaka oder Canon zusammenarbeiten. „Diese Firmen sind in Deutschland noch nicht gut vertreten.“ Nachfrage für Geräte sowie Bedarf an Beratung und Service sieht er bei Qualitäts- oder Forschungslaboren, in der Petro- und chemischen Industrie sowie bei Pharma- und Kosmetikherstellern oder der Autobranche. Zudem ist bei PM-Instruments eigene Forschung geplant, um neue Geräte entwickeln zu können. Als Starthilfe ist die ProFit-Frühphasenfinanzierung beantragt, wie sie die Investitionsbank Berlin (IBB) anbietet.
Wierzbicki ist guten Mutes, dass sich das derzeit dreiköpfige Team bald vergrößern wird. Seit Anfang August werde der Markt aktiv bearbeitet. „Der Job ist anstrengend, aber auch ein Riesenspaß“, sagt Wierzbicki. Adlershof biete große Vorteile: Kontakte, Unterstützung, kurze Wege und gute Kantinen. Mitte April war die Firma ins Innovations- und Gründerzentrum gezogen. Die Räume sind frisch gestrichen, die Computer leuchten. Durchs Fenster sieht man das Panorama Berlins mit dem Fernsehturm in der Mitte. „Die herrliche Aussicht bekommen wir umsonst dazu“, sagt Wierzbicki lachend.