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Nichts für Eintagsfliegen und Copy Cats
Adlershof ist Nährboden für Gründer
Gründer in Adlershof sind außergewöhnlich erfolgreich, nur wenige gehen mit ihrer Idee baden. Woran liegt das? Wir haben uns auf die Suche nach dem Adlershofer Gründer-USP gemacht.
Was haben das soziale Netzwerk studi-VZ, das Algensprit-Unternehmen Cyano Biofuels, der Lasertechnikspezialist LTB und der Spezialkamerahersteller greateyes gemeinsam? Sie sind Adlershofer Kinder, wurden hier geboren, wuchsen hier auf und starteten hier ihre Karrieren. Diese Unternehmen stehen stellvertretend für viele andere, die in der Wissenschaftsstadt ihre ausgefeilten Ideen in florierende Firmen verwandelt haben.
Eine Gründung ist immer ein Wagnis, eine Geschichte mit ungewissem Ausgang. Doch in Adlershof ist die Erfolgsquote erstaunlich hoch. Allein von den insgesamt 55 Spin-offs der Humboldt-Universität zu Berlin seit 2006 haben gut 85 % überlebt, berichtet Martin Mahn, Geschäftsführer der Humboldt-Innovation GmbH, die Wissenschaftler bei der Ausgründung unterstützt. Die Bilanz in anderen Gründerzentren sieht deutlich magerer aus.
Pflicht und Kür
Was läuft im Südosten Berlins anders? Fragt man anfangs Gründer, was für sie am wichtigsten ist, heben sie zunächst eine gute Infrastruktur hervor – das greift zu kurz. „Mit ordentlichen Räumen und flexiblen Konditionen bei Größe, Zeit und Preis hebt man sich nicht hervor, das ist Pflicht“, bemerkt Roland Sillmann, Geschäftsführer der IZBM GmbH. „Die Kür ist, Beratung, Vernetzung sowie Zugang zu Experten, Wissen und Kapital anzubieten.“ Dass das ein entscheidender Erfolgsbaustein ist, wird Gründern, so Sillmanns Erfahrung, erst später klar. Die Adlershofer Gründerzentren IGZ und OWZ agieren als Türöffner zu Instituten, Know-how, Labors oder Produktionsgeräten. „Die Dichte an Wissen und Technologien, die hilfreich für Start-ups sind, findet sich so sonst nirgends in Deutschland“, sagt Sillmann.
Breit gespannt sind auch die Beratungsleistungen, die von Workshops zu Verkaufsgesprächen über Finanzierungs- und Förderungsberatung bis hin zu praktischen Dingen reicht, etwa wie ein Jahresabschluss auszusehen hat, wie Controlling funktioniert, Marketing und Vertrieb. Das internationale Gründerzentrum OWZ unterstützt zudem bei Genehmigungs- und Registrierungsfragen, der Erschließung von Märkten und beim Technologietransfer.
Und unter dem Dach der Humboldt Spin-off SCHOOL werden Veranstaltungen zum Thema Gründen und Entrepreneurship angeboten, auf denen Wissen rund um gesellschafts- und steuerrechtliche Grundlagen, Businesspläne, Management, Vertrieb, Marketing und Branding, Umweltmanagement sowie Corporate Social Responsibility vermittelt wird. Ansonsten gilt: Machen lassen. „Wir geben, wie bei anderen Inkubatoren üblich, keine Ziele vor“, erklärt Sillmann. Hehre Wachstumsambitionen verfolgen oder klein bleiben wollen – alles ist okay. Wessen Unternehmen fliegt, der bleibt meist auf angestammtem Boden. „Die noch vorhandenen Freiflächen, auf denen selbst gebaut werden kann, machen das möglich“, sagt Hardy Schmitz, Geschäftsführer der WISTA-MANAGEMENT GMBH, die den Technologiepark Adlershof betreibt. Zu bleiben hat einen guten Grund, weiß Schmitz: „Niemand möchte das herausragende Netzwerk missen.“